Warum in
Maubach im Regen sitzen, während in Vernosc gerade die
"Rue de Maubach" eingeweiht wird? Alle
Frankreich-interessierten Maubacher waren eingeladen,
sich vom 13. - 16. Juli an der mittlerweile seit vierzehn
Jahren gepflegten Freundschaft zwischen Maubach und
Vernosc zu beteiligen. Auch einige interessierte Nachbarn
aus Waldrems und Heiningen gehören bereits seit Jahren
zu den willkommenen Stammgästen oder waren ganz neu
dabei. Damit alle hier gebliebenen wissen, was Sie
versäumt haben, und damit Sie bei unserer nächsten
Fahrt vielleicht auch dabei sind, möchten wir die vier
tollen Tage noch einmal Revue passieren lassen.
Donnerstag, 13.Juli 2000
Nach einer elfstündigen Busfahrt erwartete uns, auf dem letzten Kreisel
vor dem Ziel, bereits die Vorhut. Sie bestand aus den drei Radlern Albert
Ebner, Andreas Holz und Michael Schwarz und deren "Road-crew",
die sich auf 850 regennassen Kilometern (das ist Freundschaft!)
den Begrüßungs-Apéritif redlich verdient hatten. Aber auch der Musikverein,
der mit Pauken und Trompeten vor den Bussen nach Vernosc einmarschierte,
kam dank einer örtlichen Umleitung noch mal so richtig ins Schwitzen,
bevor der Pastis fließen konnte
Liebe geht durch den Magen, und
so gab es gleich nach den Begrüßungsreden von Max Poinas (Präsident des
gastgebenden Freundschaftskomitees) und Alex Petit (Bürgermeister) ein
ausschweifendes Essen im familiären Rahmen. Nachdem die erschöpften Geister
wieder zum Leben erweckt waren, standen gleich mehrere "High-Lights"
im wörtlichen Sinne zur Auswahl: Ganz Frankreich startete mit grandiosen
Feuerwerken in den letzten Nationalfeiertag des Jahrtausends, um der Demokratie
ihre Ehre zu erweisen.
Freitag, 14. Juli 2000 - Nationalfeiertag
Der Freitag begann gemütlich mit einem Besuch der Ausstellung "2000
Stunden Partnerschaft" in Annonay, in der Städte aus aller Welt ihre
Partnerschaft mit Annonay dokumentierten. Natürlich war auch ein Stand
aus Backnang dabei. Im Video schien sogar über Maubach die Sonne und per
Internet lassen sich auch in Annonay die Türen zum Fuhrpark der Backnanger
Feuerwehr öffnen. Maubach selbst war trotz Einladung nicht vertreten,
aber wir haben die Absicht, unsere Partnerschaftserfahrungen der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen: möglichst zweisprachig im Internet. Nach der Ausstellung
war wieder Stärkung in fünf Gängen angesagt, denn der Nachmittag
sollte noch ein kräftezehrendes Programm bieten. Zunächst stand ein Wettbewerb
auf dem Fahrplan, der an das Mitgefühl mit den zu hause gebliebenen appellierte:
Wenn es in Maubach Bindfäden regnete, sollte es auch in Vernosc aus Kübeln
schütten. Allerdings nur für die Wettbewerber, die ihre kniffelige Aufgabe
in dieser "petite exécution aquatique" zur Freude der Zuschauer
nicht bewältigen konnten: Es galt, von einem rollenden Traktoranhänger
aus eine lange Stange durch eine Öse unter einem wassergefüllt in 4 m
Höhe hängenden Holzkübel hindurchzufädeln. Der Kübel war natürlich zur
Freude des Publikums so befestigt, daß das fast unmöglich war, und Guy
Seve sorgte als Traktorfahrer dafür, daß nicht zu viel Zeit zum Überlegen
blieb
Doch 'Wasserscheue' erwies sich diesmal als Tugend, und so
fanden die Teilnehmer aus dem Ländle
dann doch noch Wege, um Maubach in Führung zu bringen
Passend zum
historischen Datum folgte eine Vorführung eines Spieles aus der etwas
rauheren Zeit der französischen Revolution. Statt des Holzkübels wurde
eine Gans an den Füßen aufgehängt und einige Reiter versuchten, ihr im
Galopp mit bloßen Händen den Kopf abzureißen. Im Gegensatz zu ihren mittelalterlichen
Vorfahren (und vielen unserer heutigen Industriehähnchen!) war die Gans
natürlich schon vor dem Abtrennen des Kopfes tot. Als nächstes stand eigentlich
ein Chorkonzert auf dem Marktplatz auf dem Programm. Als Petrus sich aber
stattdessen anschickte, ein neues Wasserspiel einzuleiten (wozu keiner
Lust hatte), wurde das Konzert kurzerhand in die Dorfkirche verlegt. Der
Rahmen für die Präsentation dieser eigens für unser Treffen unter der
Leitung von Guy Frigière eingeübten Stücke konnte nicht passender sein.
Auch der Himmel hörte angesichts der feierlichen Stimmung wieder auf zu
weinen, so daß dem nachfolgenden, mitreißenden Auftritt der Folklore-Tanzgruppe von Nicole Poinas
auf dem Dorfplatz nichts mehr im Wege stand. Nun war auch der passende
Zeitpunkt gekommen, um unser Gastgeschenk zu präsentieren: In tagelanger
Kleinarbeit hatte sich Franz Neuwirth mit einer Gruppe von erfahrenen
Bastlern zusammengetan, um einen großen Schwenkgrill zusammenzuschweißen.
Da diese Form des Grillens in Frankreich so exotisch ist, daß nicht einmal
ein Wort dafür existiert, wurde das Gerät gleich für eine Vorführung in Betrieb genommen.
Parallel dazu stand wieder anschaulicher Sprachunterricht im Mittelpunkt,
dessen Erfolgsrezept in der ständigen Wiederholung der wichtigsten Worte
liegt. Das französische Wort der Stunde hieß mal wieder "Apéritif",
die deutsche Antwort ("au ja!") wurde dank einer Spende des
Musikvereins durch zwei mitgereiste Bierfässer zelebriert. Wer sich für
landwirtschaftliche Traditionen interessierte, konnte gleichzeitig eine
kleine Ausstellung neben dem Dorfplatz besichtigen. Auf eine kurze, anschließende
Verschnaufpause in den Familien folgte eine Riesenparty mit fünf-Gänge-Menü
in der Gemeindehalle. Eingeheizt von Livemusik kochte der Saal schneller
als der Koch, denn bereits nach der Vorspeise waren die Tische leer und
die Tanzfläche war voll. Als dann gegen ein Uhr morgens endlich auch der
Nachtisch beendet war, war klar, daß es eine kurze Nacht werden würde.
Wer geht schon gleich nach dem Essen ins Bett?
Samstag 15. Juli 2000
Die beiden Musikvereine von Maubach und Vernosc waren dank einer frühen
Orchesterprobe wohl die einzigen, die schon früh aufstehen mußten. Für
die übrigen stand um 11 Uhr eine Überraschung auf dem Programm: In feierlichem
Rahmen enthüllten Max Poinas und Alex Petit im Neubaugebiet hinter der
Kirche ein Mosaik mit den Wappen von Maubach und Vernosc. Und damit alle
Maubacher, die auf ihrem Weg in den Süden in
Vernosc eine Pause machen, das Mosaik schnell finden, erhielt die benachbarte
Straße gleich den passenden Namen: "Rue de Maubach". Nach den
Dankesreden von Ortsvorsteher Werner Schwarz für die Gemeinde Maubach
und Lilli Reiß für das Maubacher Freundschaftskomitee, stand der Rest
des Tages bis zum Abendkonzert zur freien Gestaltung mit den Familien
zur Verfügung. Um die Sprachbarriere zu überwinden, trafen sich meist
mehrere Familien zu einem gemeinsamen Programm, so daß sich immer jemand
fand, der mit Händen, Füßen, Worten oder gar ganzen Sätzen zum Gedankenaustausch
beitragen konnte. Lediglich die Freundschaftskomitées hatten noch vor
dem Konzert einen Termin, um bereits die ersten Weichen für das nächste
Treffen im Jahr 2002 in Maubach zu stellen. Als sich gegen 21:00 Uhr alle
für das Abendkonzert zusammengefunden hatten, nutzten die beiden Feuerwehren
unter Leitung von Manfred Hackenberg und
Michel Guigon die Gelegenheit, um durch einen offiziellen Festakt und
den Austausch von Geschenken zu zeigen, daß auch sie zu einem festen Bestandteil
der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Maubach und Vernosc geworden
sind. Im anschließenden Konzert zeigten die beiden Musikvereine gemeinsam,
wie man Stimmung macht. Michael Helminger, dem neuen Dirigenten des MaubacherMusikvereins, war es leider aus beruflichen Gründen nicht
gegönnt, schon in diesem Jahr sein Debut in Vernosc zu geben. Wer könnte
in dieser prekären Situation besser aushelfen, als ein "Vernosc-erfahrener"
Vorgänger? Zusammen mit seinem französischen Kollegen Herve Seve ließ
Andreas Holz noch einmal Erinnerungen an die vergangenen Besuche in Vernosc
aufleben. In eingespielter Manier sorgten die beiden Dirigenten für ein
mehr als zufriedenes Publikum.
Sonntag, 16. Juli 2000
Obwohl die drei Tage viel zu kurz waren, schafften wir es, mit nur 15
Minuten Verspätung loszufahren. Wer sich noch viel zu erzählen hatte -
und das waren nicht wenige - hatte einfach die Nacht zum Tag gemacht und
war froh, endlich schla fen zu können. Aber auch daraus wurde meistens
nichts, denn auch im Busläßt es sich gut weiterfeiern - wenn auch leider
ohne französische Unterstützung. Fazit der Reise: Ein bombastisches Wochenende,
für das man sich durch eineangemessene Revanche bedanken sollte. Unsere
Gedanken sind bereits voll auf den Tag gerichtet, an dem wir unsere Gäste
aus Vernosc begrüßen dürfen. Die Planung läuft. Sind Sie 2002 dabei?
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