in Maubach 2002

Bildershow
Bildershow

16 Jahre Freundschaft:
Maubach und Vernosc feierten vom 19.-21. Juli 2002

Die wichtigste Woche des Jahres 2002 begann in Maubach lausig. Das Freundschaftskomitee und der Ortschaftsrat hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Maubach beim offiziellen Besuch der Freunde aus Vernosc im schönsten Licht glänzen zu lassen. Fast eine Woche ließen sie es regnen. Erst am Freitag, den 19.07.02 nachdem jedes Steinchen vom Staub befreit war, alle vertrockneten Blätter sich in fruchtbaren Humus verwandelt hatten und selbst die hartnäckigsten Unkräuter nicht mehr anders konnten, als in einem einladend frischen Grün mit den Blättern im Wind zu wedeln, wurden die Wolken entlassen. Auch eine warme Brise konnte organisiert werden, die schnell alle Pfützen trocknete und ganz Maubach im Flair eines schönen Sommertages erstrahlen ließ.
Dann endlich, um 17:00 Uhr, war es soweit. Nein, die Gäste kamen noch nicht. Aber das Warten konnte nun laut Programm offiziell beginnen. Im Schatten der bunten Sonnenschirme, nur wenige Schritte von dem auf Hochglanz polierten Bierwagen auf dem damals noch namenlosen Brunnenplatz neben der Grundschule, fiel es kaum ins Gewicht, dass unsere französischen Freunde sich mal wieder von einer typisch deutschen Attraktion aufhalten ließen:
Sie lagen so gut in der Zeit, dass sie sich den obligatorischen Stau auf der A 8 einfach nicht entgehen lassen wollten. Aber sie hielten sich zum Glück nicht unnötig lange auf, denn auch sie wollten gerne noch vor dem Abendessen einen guten Schluck kalten Gersten- oder Apfelsaft durch die Kehle rinnen lassen. Die Helfer aus den Reihen der Maubacher Feuerwehr hatten sich bereits gut eingearbeitet, so dass das kühle Nass gleich nach der Ankunft verteilt werden konnte.
Nach dem offiziellen Auftakt, den der Musikverein als einen Empfang mit Pauken und Trompeten garnierte, folgte erst mal die Einquartierung und ein ruhiges Abendessen bei den Gastgebern.

Der Samstag begann für viele mit einem ausgedehnten Frühstück im privaten Rahmen. Lediglich für die Musiker gab es ein Pflichtprogramm: die gemeinsame Orchesterprobe. Die Feuerwehr offerierte parallel dazu ein freiwilliges Angebot, dem sich viele anschlossen: einen Besuch im Feuerwehrmuseum in Winnenden. Der Weg wurde mit dem französischen Reisebus bestritten, und da es jedem freigestellt war, mitzufahren, entschlossen sich auch die französischen Instrumente, heimlich im Untergeschoss des Reisebusses an der Fahrt nach Winnenden teilzunehmen - was der Orchesterprobe in Maubach einen sehr lockeren Rahmen verlieh.
Das offizielle Festprogramm begann mit einer Taufe, die dem Brunnenplatz neben dem Schulgelände endlich einen gebührenden Namen verlieh. Nach den Ansprachen von Herrn Ortsvorsteher Werner Schwarz, Herrn Bürgermeister Alex Petit aus Vernosc, und Herrn Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper konnte der langen Reden kurzer Sinn enthüllt werden: der Platz heißt nun "Place de Vernosc". Nachdem der Freundschaft bereits anlässlich der 750-Jahr-Feier vor dem alten Backhaus ein Denkmal gesetzt wurde, soll dieser Platz nun als Symbol für das ungezwungene Zusammensein von Freunden gelten.
Um die erhoffte quirlige Lebendigkeit und die wichtige Aufgabe eines solchen Platzes zu unterstreichen, führten die Schüler der Grundschule Maubach noch einmal ihren Tüchertanz vor, der sich bereits bei der verregneten Sportplatzeinweihung als absolut wettersicheres Highlight bewährt hatte. Hierdurch bot sich gleich eine hervorragende Gelegenheit für die vielen jungen Maubacher Eltern, ihre Hemmschwellen zu überwinden und sich einen ersten Eindruck von deutsch-französischer Partnerschaft zu verschaffen.

Gleich anschließend verlagerten sich die Aktivitäten auf den neuen Sportplatz, wo ein Indiaka-Turnier auf dem Programm stand. Dieses nicht nur in Vernosc unbekannte Spiel wird auf dem Volleyballfeld zelebriert. Als Ball dient, wie es ein Gast etwas verfremdet ausdrückte, "une pomme de terre avec des Plumes" - zu deutsch "eine Kartoffel mit Federn", an deren Flugeigenschaften man sich erst mal gewöhnen muss.
Der SV Maubach überließ als Ausrichter des Turniers ehrenhalber die ersten fünf Plätze den übrigen teilnehmenden Mannschaften, die meist binational gemischt antraten. Auch die Mannschaft der Ortschaftsräte und Komiteemitglieder übte sich in Bescheidenheit, sie konnte darin die Teams der Feuerwehren und Musikvereine noch deutlich überbieten.
Im Finale zwischen dem Tischtennisclub Maubach und den Vernoscer Basketballern stand dann aber als Höhepunkt ein echtes Länderspiel an, das an Spannung kaum zu übertreffen war. Die französische Equipe wollte zunächst ebenfalls noch im Bescheidenheitsturnier mithalten und lag zur Halbzeit mit einem kaum noch zu unterbietenden Punkteverhältnis zurück. Doch in der Gluthitze der Sonne zündete in der zweiten Halbzeit ihr sportlicher Ehrgeiz. Sie konnten ihr Können und schauspielerisches Talent nicht länger unter Kontrolle halten, so dass sie mit bemerkenswerten Stunts und Showeinlagen verdient zum Sieger des Turniers gekürt wurden.
Anschließend war erst einmal Pause angesagt, die jeder anders nutzte. Die Sportler trafen sich zu einer Ehrenrunde Basketball, die Zuschauer machten sich derweil zum Apéritif bereit, suchten das Gespräch an der Biertheke oder legten einfach eine Ruhepause ein.

Einfach müde oder etwa der erste Zwischenfall?

Es ging das Gerücht um, Max Poinas, der Vorsitzende des Vernoscer Freundschaftskomitees, hätte derweil die benachbarten Neubauten besichtigt, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen (und, viel wichtiger, heimlich eine Zigarette zu rauchen). Dem Gerücht zufolge passierte, was in solch einer Situation passieren muss: Die achtlos weggeworfene Zigarettenkippe setzte das ebenso achtlos weggeworfene trockene Holz im Rohbau in Brand, so dass es den Feuerwehren von Maubach und Vernosc nur mit vereinten Kräften gelang, den Täter aus den Flammen zu retten. Schnell war aber klar, dass es sich bei dem vermeintlichen Fehltritt nur um eine inszenierte Löschübung handelte.

Und weil sie beim Publikum so gut angekommen war, gingen auch die Zuschauer nach einer eingeschobenen Besichtigung der ausgestellten Löschfahrzeuge zügig dazu über, sich selbst im Löschen (brennender Kehlen) zu üben. Sie waren natürlich weniger routiniert und brauchten entsprechend länger, zumal die "Blue Diamonds" mit teils feurigen Rhythmen zum Abendessen aufspielten und die heißen Sohlen auf dem Parkett, auf den Tischen und auf den Stühlen immer wieder neue Brandherde legten.








Zum Abendprogramm gehörte auch die mittlerweile ins Brauchtum aufgenommene öffentliche Geschenkübergabe. Diesmal war auch ein Präsent für alle Maubacher Bürger dabei: Die Web-Site www.vernosc.fr wurde um viele, von den Vernoscern ins Deutsche übersetzte Seiten erweitert, die einen ausführlichen Überblick über die Geschichte der Freundschaft zwischen Maubach und Vernosc geben.











Kurz nachdem die letzten Abendgäste die Festhalle verließen, begann bereits das Sonntagsprogramm. Die Freundschaftskomitees trafen sich um 9 Uhr zum Blick in die Glaskugel, und die Musiker mussten ihre letzten Vorbereitungen für ihr anschließendes gemeinsames Konzert treffen. Die folgenden musikalischen Darbietungen waren - wie immer, wenn echte Könner aufeinander treffen - ein perfekt abgestimmter Ohrenschmaus aus Professionalität, Spontanität und dem notwendigen Quäntchen kreativer Improvisation.





Vor dem Mittagessen kann etwas Bewegung nicht schaden, deshalb luden "Les pas perdus", zu Deutsch "Die verloren gegangenen Schritte", noch zu ihrer Darbietung folkloristischer Tänze ein. Für das südfranzösische Ambiente sorgte neben den liebevoll genähten Trachten, den Blumenkörbchen und den virtuosen Klängen der zwei Akkordeonspieler auch die frische Brise bei








blendendem Sonnenschein, die dem französischen Mistral in nichts nachstand. "Les pas perdus" wurden in der Dankrede von Lilli Reiß kurzerhand umgetauft in "Les chapeaux perdus", zu Deutsch "Die verlorenen gegangenen Hüte" - denn der Wind machte auch vor den Requisiten nicht halt.

Eine abschließende Polonaise mit Akkordeonmusik, auf dem Weg zurück zur Festhalle, stimmte dann schon mal sanft auf die Warteschlangen beim Mittagessen ein. Obwohl noch ein extrem trauriges Ereignis bevorstand - der Abschied - mussten einige Teller gleich nach dem Essen wieder zur Seite geschoben werden, um auf den Tischen Platz für tanzende Füße zu machen....
Leider wird es nun zwei Jahre dauern, bis wir alle wieder in so großer Zahl und so ausgelassen zusammentreffen werden. Die Einladung steht: Wir fahren 2004 nach Vernosc.
Und Sie?



PS: Kinder sind ausdrücklich erwünscht. Wir haben für die Fahrt sicher wieder genügend erfahrene, belastbare und jung gebliebene "Omas", "Opas", "Tanten" und "Onkels" dabei, die sich bestens auf die Unterhaltung kleiner Quälgeister verstehen! Und in Vernosc stehen ebenfalls sicher Gastgeberfamilien mit jüngeren Kindern in den Startlöchern, die sich nur teilzunehmen trauen, wenn...
Auf jeden Fall kann es nicht schaden, bereits jetzt Kontakt mit "vernoscerfahrenen" Nachbarn und Freunden oder, z.B. als Neubürger, mit dem Freundschaftskomitee aufzunehmen, um das Interesse warm zu halten.
Für alle Angsthasen, die sich ohne sprachliche Grundkenntnisse nicht trauen: Die VHS Backnang freut sich während dieser zwei Jahre auf ihren Besuch!

schliessen